Sonntag, 27. November 2011

Buh Buh, Gesichtbuch!




Ich habe seit Oktober der "großen sozialen Plattform" mit dem weißen Schriftzug auf blauem Hintergrund den Rücken gekehrt. Facebook entwickelt sich immer mehr zur reinen Datensammelmaschine.
Interessanterweise ist heute auch auf news.orf.at ein Interview mit dem Wiener Jusstudenten Max Schrems zu dem Thema erschienen.

Max Schrems ist Sprecher und offizieller Beschwerdeführer von Europe-v-facebook.org, einer Gruppe von Österreichern, die Facebook dazu bringen wollen, sich an das EU-Datenschutzrecht zu halten.
Er hat 16 Anzeigen gegen Facebook in Irland (dort ist der Facebook Firmensitz innerhalb Europas) beauftragt.
Einige Aussagen, die er in seinem Interview gesagt hat, möchte ich hier kurz zitieren:

"Ich bin seit ungefähr drei Jahren bei Facebook. Das EU-Datenschutzrecht gibt jedem Bürger die Möglichkeit, die Daten anzufordern, die ein Unternehmen über ihn gespeichert hat. Das betrifft nicht nur die Daten, die der User sieht, sondern auch alle, die im Hintergrund gespeichert werden. Das haben wir gemacht. Facebook hat uns aber nicht alle Daten geschickt, die sie über uns gespeichert haben. Wir haben 20 Kategorien aufgelistet, die sie uns nicht geschickt haben. Trotzdem haben wir die Daten aus 57 Kategorien bekommen und mein eigener Auszug war zum Beispiel über 1.200 Seiten lang, obwohl ich auf Facebook schon alles lösche, was man irgendwie löschen kann.Wir haben zwar gewusst, dass es viel wird, es war für mich aber doch ein Schock, dass es so viel war. Welche Institution hat schon 1.200 Seiten über einen Normalbürger gespeichert?"
"Mich ärgert, dass Facebook sich nicht an das europäische Datenschutzrecht hält. Ich war Anfang dieses Jahres für ein Gastsemester in den USA, an der Santa Clara University im Silicon Valley. Dort habe ich viel mit einigen Datenschutzbeauftragten der dortigen IT-Unternehmen gesprochen.
Die waren alle irgendwie der Meinung, dass europäisches Datenschutzrecht ganz niedlich sei und man halt so tun müsse, als ob man sich daran halte, aber schlussendlich passiere nichts und man könne machen, was man wolle."

"Ob sich die Datenschützer dann auch trauen, die Konsequenzen gegen einen solchen Konzern zu ziehen, bleibt abzuwarten. Wir werden noch einige Anzeigen nachlegen, die noch nicht fertig sind. Ansonsten warten wir ab, wie sich die irische Behörde entscheidet."

Meiner Meinung nach ist das Facebook-Daten anfüttern zu einem traurigen Wettbewerb verkommen und kaum jemand macht sich wirklich Gedanken, was er denn wo verlinkt hat oder welche Informationen oder Fotos er nun per "private messages" verschickt hat.
Ich habe mein Profil zwar deaktiviert und laut facebook wurde es auch gelöscht, jedoch hat die Firma selbst jedes kleinste Detail immer noch gespeichert und aufgehoben. Was das Unternehmen damit eines Tages anfangen will oder wird, steht zwar in den Sternen, hinterlässt bei mir aber ein sehr mulmiges Gefühl.
Unangenehm aufgefallen ist mir auch spotify, ein online Musik Stream - Service, der nur über einen facebook account verwendet werden kann. Somit will Facebook seine Nutzer noch mehr an sich binden und mehr Interessen und Daten sammeln.

Ob die User das registrieren und hinnehmen oder doch Konsequenzen ziehen, bleibt abzuwarten.
Ich bin gespannt, was aus den Klagen wird. Wer mehr zu der "europe versus facebook" Gruppe erfahren möchte, hier gibt es weitere Informationen: http://www.europe-v-facebook.org

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